
Eine Kooperation des AStA Referats für Homosexualität, Kultur und Wissenschaft, des Tuntonia e.V., des AStA Referats für antifaschistische Arbeit und des Autonomen Schwulenreferats im AStA Marburg
TAGESEXKURSION ZUR KZ-GEDENKSTÄTTE BUCHENWALD zum Thema HOMOSEXUELLE HÄFTLINGE IM KZ BUCHENWALD 1937 – 1945
– wissenschaftliche Leitung: Historiker Dr. Harry Stein
Freitag, 1. Juli 2022
Teilnahmeanmeldung und Rückfragen bitte an: hokuwi@asta-marburg.de
Rollifahrer*innen und Helfer*innen ist eine Exkursionsteilnahme im Handicapbus (mit Hebebühne) möglich!
Ablauf
Startpunkt: Stadthalle Marburg
07:40 – 08.10 Uhr: Boarding bei Vorlage der Anmeldebestätigung
Busfahrt mit einer Kaffeepause zur KZ-Gedenkstätte Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar/ Thüringen.
Nach Ankunft besteht die Möglichkeit im Museumscafé eine warme Mahlzeit einzunehmen. Es folgt eine zweieinhalbstündige Fachführung über das Gedenkstättengelände mit Dr. Harry Stein, Jg. 1956, Historiker, langjähriger Mitarbeiter und Kustos in der Gedenkstätte Buchenwald.
17:15 Uhr: Rückfahrt nach Marburg
21:00 – 21:30 Uhr: Ankunft in Marburg, Stadthalle.
Inhalt der Führung: Die Verschärfung des §175 im Jahr 1935 zog in Deutschland eine Welle von Verfolgungen und Gerichtsverfahren gegen homosexuelle Männer nach sich. Viele der in der Folgezeit zu Haftstrafen Verurteilten wurden im Anschluss an die Gefängnishaft in ein Konzentrationslager verschleppt. Homophobe SS-Wachverbände machten ihnen das Überleben schwer, doch auch in der Lagergesellschaft wurden sie vereinzelt, ausgestoßen und isoliert. Sie verbrachten den größten Teil ihrer Lagerzeit in Strafabteilungen. Die Mehrheit der 750 Homosexuellen in Buchenwald musste den rosa Winkel auf der Häftlingskleidung tragen, doch es gab ebenso Homosexuelle mit grünem, schwarzen und roten Winkel. Unter ihnen waren Männer aus allen politischen und sozialen Gruppen, es gab einzelne Tschechen oder Österreicher und in der Kriegsendphase auch Wehrmachtsangehörige. Und es gab jüdische Homosexuelle, von denen keiner überlebte. 317 in Buchenwald eingelieferte homosexuelle Männer kamen hier oder in Mittelbau-Dora ums Leben, das heißt fast jeder Zweite.
Leider kann die Fahrt nicht komplett barrierefrei organisiert werden: Der Rundgang ist recht lang und das Gelände ist denkmalgeschützt und kann daher keine barrierefreiheit garantieren. Bei Fragen könnt ihr euch gerne an uns wenden, wir werden versuchen allen die Teilnahme zu ermöglichen. Im Folgenden noch die Hinweise der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zur Barrierefreiheit: „… Die Besucherinformation, sämtliche Ausstellungsgebäude, das Museumscafé sowie Archiv und Bibliothek sind barrierefrei (Rampen, Aufzüge, WC für Rollstuhlfahrer nach DIN). Aus Gründen der Denkmalpflege sind Wege und Gebäude im ehemaligen Häftlingslager – darunter Lagergefängnis („Bunker“), Krematorium, Häftlingskantine und Desinfektionsgebäude (heute Kunstausstellung) – für Rollstuhlfahrer nur teilweise ohne Barrieren zugänglich; entsprechende Hinweise und Hilfe erhalten Sie in der Besucherinformation. Ein Tastplan des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald mit Beschreibungen in Brailleschrift sowie Kurzinformationen in Brailleschrift sind in der Besucherinformation erhältlich. Eine für Hörgeschädigte untertitelte Version des Einführungsfilms über das Konzentrationslager Buchenwald kann nach vorheriger Absprache mit der Besucherinformation im Kino der Gedenkstätte gezeigt werden. Spezielle Führungen für hörgeschädigte, sehschwache, blinde und gehbehinderte Menschen sind nach vorheriger Absprache mit der Besucherinformation möglich.“
Als inhaltliche Vorbereitung schlagen wir zudem den Aufsatz von dem wissenschaftlichen Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Wolfgang Röll i.R. vor: www.buchenwald.de/fileadmin/buchenwald/download/wissenschaftliche_beitraege/BI_Homosexuelle_Roell.pdf
Und am Vorabend:
QUEER-FILMREIHE MARBURG DOKUMENTARFILM & DISKUSSION
ROSA WINKEL? DAS IST DOCH SCHON LANGE VORBEI …
„Über die gerade Linie der Schwulenunterdrückung vom Faschismus bis heute und was Schwule dagegen tun.“
Deutschland 1975-1976, Dokumentarfilm Regie: Detlef Stoffel, Christiane Schmerl, Peter Recht
Donnerstag, 30. Juni 2022, 20:15 Uhr
CAPITOL Marburg, Biegenstraße 8
– barrierearm – Eintritt frei
Inhalt: In den Konzentrationslagern der Hitler-Faschisten gab es eine Häftlingsgruppe, die von den Geschichtsschreibern bis heute gern vergessen wird: die Homosexuellen. Gekennzeichnet waren sie durch ein rosa Dreieck, das an der Kleidung aufgenäht war. Die Männer mit diesem“ Rosa Winkel“ wurden nicht nur von den Faschisten, sondern oft auch von ihren Mitgefangenen unterdrückt. Zitate und Fotos dokumentieren am Anfang des Films den brutalen Terror gegen Schwule in den Konzentrationslagern. Nach dem Krieg änderten die Herrschenden und die Bevölkerung in der BRD ihr Verhalten gegenüber Schwulen kaum. Der von den Nazis verschärfte § 175 wurde nicht verändert, KZ-überlebende Schwule erhielten bis heute keine Wiedergutmachung. Auch nach zwei „Liberalisierungen“ des § 175 in den letzten Jahren gehören Diskriminierung und Existenzvernichtung noch immer zum täglichen Leben von Homosexuellen. Vier Betroffene berichten im zweiten Teil des Films über Schwulendiskriminierung in der damaligen Zeit…
Die Marburger Queer-Filmreihe ist eine Kooperation von AStA Marburg–Referat für Homosexualität, Kultur und Wissenschaft (HoKuWi), Tuntonia e.V. – gemeinnütziger Verein für homosexuelle Kultur und Emanzipation und der Marburger Filmkunstheater GmbH.