Die Marburger Hochschulpolitik befindet sich in einer zutiefst besorgniserregenden Situation. Die Strukturen des Allgemeinen Student*innenausschusses (AStA) sind an einer Vielzahl von Stellen nicht arbeitsfähig. Eine zentrale Rolle dabei spielt das Student*innenparlament (Stupa). Die Stupa-Sitzungen haben über Monate hinweg nicht stattgefunden, da sie nicht beschlussfähig waren. Über ein Jahr nach der letzten Hochschulwahl wurde der AStA noch immer nicht gewählt. Viele der Listen blockieren die hochschulpolitische Arbeit, indem sie entweder in Stupa-Sitzungen nicht oder nur in geringer Zahl anwesend sind, oder die Vorstandswahlen blockiert haben. Die Wichtigkeit der Arbeit im AStA scheint den Parlamentarier*innen nicht bewusst zu sein oder sie wird unter- bzw. geringgeschätzt. Dabei hängen am AStA nicht nur Semestertickets, sondern besonders auch studentische Lebensrealitäten. Wir brauchen dringend hochschulpolitische Rahmenbedingungen, die den AStA arbeitsfähig halten! Demokratische Mitgestaltungsmöglichkeiten in Form von Stupa, Fachschaftenkonferenz (FSK) und AStA sind keine Selbstverständlichkeit. Umso dringender sollten diese erkämpften Freiheiten der Student*innen von diesen auch genutzt und verteidigt werden!
Die Probleme des AStAs hören jedoch beim Stupa nicht auf. So gehören beispielsweise technische Probleme, wie regelmäßige Ausfälle des Internets oder von E-Mail-Servern im AStA zum absoluten Alltag und können die Kommunikation verunmöglichen. Dadurch wird die Arbeit in unserem Referat enorm erschwert. Doch liegen die Defizite im AStA bei weitem nicht nur im technischen Bereich. Anstatt dass die Angestellten oder diejenigen, die sich im AStA engagieren möchten, unterstützt werden, kann die riesige Last an strukturellen Problemen derzeit nur unweigerlich in die Desillusionierung führen. Hier bedarf es dringend sehr grundlegender Veränderungen, damit der AStA seine Aufgaben wieder effektiver wahrnehmen kann.
Eine Aufgabe des AStAs ist es beispielsweise, gemeinsam mit den Autonomen Referaten die Aktivitäten der Universität kritisch zu beobachten, zu kommentieren und darauf Einfluss zu nehmen.
In den nächsten zwei Jahren beteiligt sich die Phillips-Universität am „Diversity Audit“ des Stifterverbands. Bei dem Audit geht es darum, dass Hochschulen hinsichtlich der Inklusion diverser Personengruppen in den Hochschulalltag beraten werden und eine spezifische Diversitätsstrategie entwickelt wird. Wir hoffen, dass das Ergebnis des Audits nicht sein wird, dass sich die Universität für ihre Vielfalt lobt und selbstbestätigt, ohne im Prozess strukturelle Diskriminierungen thematisiert zu haben. Die Verfasste Student*innenschaft muss sich dafür einsetzen, dass im Rahmen des Audits auch die an der Universität wirkenden Machtstrukturen thematisiert werden, da das Audit sonst keinen Gewinn darstellen würde.